Die kanadische Regierung hat am Montag bekanntgegeben, dass sie einen 100-prozentigen Einfuhrzoll auf chinesische Elektrofahrzeuge verhängen wird. Diese Maßnahme orientiert sich an ähnlichen Schritten der USA und der Europäischen Kommission und markiert eine deutliche Verschärfung im Handelskonflikt zwischen westlichen Ländern und China. Zusätzlich zu den Zöllen auf Elektrofahrzeuge wird Kanada auch einen 25-prozentigen Zoll auf Stahl und Aluminium aus China einführen.
Premierminister Justin Trudeau erklärte die Entscheidung mit den Worten: „Akteure wie China haben sich dazu entschieden, sich auf dem globalen Markt einen unfairen Vorteil zu verschaffen.“ Diese Aussage spiegelt die wachsende Besorgnis der westlichen Nationen wider, dass China durch staatliche Subventionen und andere wirtschaftliche Strategien seine Marktposition auf unfaire Weise stärkt.
Hintergrund der Entscheidung
Der Beschluss Kanadas erfolgte nur wenige Wochen, nachdem die USA und die Europäische Union ähnliche Maßnahmen gegen chinesische Elektrofahrzeuge angekündigt hatten. Die kanadische Regierung sieht sich angesichts ihrer engen wirtschaftlichen Verflechtungen mit den USA offenbar dazu gezwungen, eine einheitliche Linie mit den amerikanischen Handelspartnern zu verfolgen. Guy Saint-Jacques, ein ehemaliger kanadischer Botschafter in China, betonte: „Kanada musste sich der amerikanischen Position anschließen, wenn man die wirtschaftliche Integration bedenkt, die wir mit den USA haben. Mehr als 75 Prozent unserer Exporte gehen in die USA.“
Der Schritt Kanadas wurde durch die jüngsten Entwicklungen in den USA zusätzlich befeuert. Bereits im Mai hatte die Regierung von Präsident Joe Biden weitreichende Zölle auf chinesische Produkte verhängt, darunter Elektrofahrzeuge, Solaranlagen, Stahl und Aluminium. Biden betonte, dass die umfangreichen staatlichen Subventionen der chinesischen Regierung den chinesischen Unternehmen erlauben, Produkte zu Preisen zu verkaufen, die weit unter den Herstellungskosten liegen, was ihnen einen ungerechtfertigten Vorteil im globalen Handel verschafft. “Die US-Regierung ist der Ansicht, dass eine vereinte Front und ein koordinierter Ansatz bei diesen Themen uns allen zugutekommt,” erklärte der nationale Sicherheitsberater Jake Sullivan.
Wirtschaftliche Konsequenzen und mögliche Reaktionen
Die Reaktion Chinas auf die Ankündigung Kanadas blieb zunächst aus, doch es wird erwartet, dass Peking in naher Zukunft Vergeltungsmaßnahmen ergreifen wird. Guy Saint-Jacques vermutet, dass China in anderen Branchen, insbesondere bei Gerste und Schweinefleisch, Vergeltung üben könnte, da diese Produkte auch aus anderen Ländern bezogen werden können. “China wird eine Botschaft senden wollen,” so Saint-Jacques.
Der einzige chinesische Elektrofahrzeughersteller, der derzeit in Kanada vertreten ist, ist Tesla, das seine Fahrzeuge in Shanghai produziert. Obwohl der kanadische Markt für chinesische Elektrofahrzeuge relativ klein ist, könnte diese Entscheidung weitreichende Auswirkungen auf die Handelsbeziehungen zwischen Kanada und China haben.
Trudeau betonte, dass Kanada in Abstimmung mit anderen großen Volkswirtschaften handelt, die sich der Herausforderung stellen, eine faire Handelsumgebung zu schaffen. „Wenn wir nicht alle gemeinsam handeln, riskieren wir, in einen Wettlauf nach unten zu geraten,“ sagte er.
Die Einführung hoher Zölle auf chinesische Elektrofahrzeuge und andere Produkte durch Kanada stellt einen weiteren Schritt in einem sich verschärfenden globalen Handelskonflikt dar. Die Entscheidung spiegelt die Bedenken westlicher Regierungen wider, dass China durch seine Wirtschaftspolitik einen unfairen Vorteil erlangt hat. Wie sich diese Maßnahmen auf die Beziehungen zwischen Kanada und China auswirken werden, bleibt abzuwarten, doch es ist wahrscheinlich, dass Peking mit Gegenmaßnahmen reagieren wird. Die kommenden Wochen und Monate könnten entscheidend sein für die zukünftige Ausrichtung der globalen Handelsbeziehungen.