Honda verschiebt E-Auto-Offensive in Kanada um Jahre

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Verzögerung in Alliston, Ontario: Werk kommt frühestens 2027

Honda hat seine ehrgeizigen Pläne zum Ausbau einer vollständigen Lieferkette für Elektrofahrzeuge (EV) in Kanada vorerst auf Eis gelegt. Das japanische Unternehmen gab bekannt, den ursprünglich für Alliston in Ontario geplanten Ausbau um mindestens zwei Jahre zu verschieben. Als Grund nannte der Konzern die weltweite Verlangsamung der Nachfrage nach Elektrofahrzeugen sowie die Unsicherheiten durch die protektionistische Zollpolitik der US-Regierung unter Präsident Trump.

Geplant war der Bau eines großen Montagewerks für E-Fahrzeuge sowie einer eigenständigen Batteriefabrik – ein Projekt, das im April 2024 mit großem politischem Begleitapplaus vorgestellt worden war. Die Regierung Kanadas hatte dem Projekt über öffentliche Investitionen ihre Unterstützung zugesichert. Nach aktuellem Stand bleibt es aber bis mindestens 2027 beim Stillstand.

Gewinn bricht ein – Investitionsklima belastet

Zeitgleich veröffentlichte Honda seine Gewinnprognose für das laufende Geschäftsjahr und sorgte damit ebenfalls für Aufsehen: Der Konzern rechnet mit einem Rückgang des Nettogewinns um 59 Prozent. Die hohen Unsicherheiten im internationalen Handel, verbunden mit massivem Konkurrenzdruck durch chinesische Hersteller im EV-Segment, belasten das Unternehmen erheblich.

“Obwohl sich die Autoindustrie in einer sehr schwierigen Lage befindet, werden wir entschlossen nach neuen Wachstumsstrategien suchen”, sagte Toshihiro Mibe, Vorstandsvorsitzender von Honda, auf einer Pressekonferenz am Dienstag. Der Konzern wolle insbesondere durch strategische Partnerschaften neue Perspektiven erschließen.

Handelskonflikte bremsen kanadische Automobilstrategie

Für Kanada ist die Entscheidung ein Rückschlag in der industriellen Transformation. Die Provinz Ontario hatte sich Hoffnungen gemacht, mit dem North American EV-Boom eine Schlüsselrolle zu spielen. Nach Angaben von Branchenanalysten könnten durch die Verschiebung mittelfristig mehrere tausend Arbeitsplätze gefährdet sein.

Ein Regierungsvertreter aus Ottawa erklärte, man sei über den Aufschub informiert worden und stehe weiterhin in Kontakt mit dem Unternehmen. Man hoffe auf eine “Reaktivierung des Projekts zu einem späteren Zeitpunkt”. Die Bundesregierung wolle ungeachtet der Entscheidung weiter in Infrastruktur und Standortförderung investieren.

Keine Einigung mit Nissan – EV-Allianz gescheitert

Parallel bestätigte Honda das Scheitern der geplanten Fusion mit dem Konkurrenten Nissan. Zwar bestehe weiterhin eine technologische Zusammenarbeit, doch die Verhandlungen über ein umfassendes Zusammengehen seien abgebrochen worden.

Diese Entwicklung dürfte die Position Hondas zusätzlich schwächen, da die Partnerschaft als potenzieller Hebel im globalen EV-Markt gesehen wurde.

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