Degag ist insolvent – Anleger bangen um ihr Geld

degag-ist-insolvent-–-anleger-bangen-um-ihr-geld
2 days ago

Die Deutsche Grundbesitz Holding AG (Degag) hat Insolvenz angemeldet und sorgt damit für erhebliche Unsicherheit bei rund 6.300 Anlegern. Sie hatten insgesamt bis zu 282 Millionen Euro investiert und profitierten jahrelang von hohen Renditen. Doch nun droht der Totalverlust.

Insolvenz war nicht mehr zu vermeiden

Laut Degag-Vorstand Bernd Klein war der Schritt unausweichlich. „Fällige Zahlungen konnten nicht mehr geleistet werden“, erklärte er. Neben offenen Steuerverbindlichkeiten und Forderungen Dritter spielten auch nicht gestundete Vertriebsprovisionen eine Rolle. Um die Verluste zu begrenzen, habe man sich für eine geordnete Insolvenz entschieden.

Auch eine der Tochtergesellschaften, die Degag Bestand und Neubau 1 GmbH, stellte Insolvenzantrag. Hier geht es um 2.900 Anleger und Investitionen von etwa 164 Millionen Euro.

Geschäftsmodell: Sanierung und Weiterverkauf von Immobilien

Die Degag wurde von Immobilieninvestor Birger Dehne gegründet, der sich auf sanierungsbedürftige Wohnimmobilien spezialisierte. Sein Motto lautete: „Kauf von Leerstand ist meine Leidenschaft.“ Nach der Modernisierung wurden die Objekte neu vermietet und oft an institutionelle Investoren verkauft.

2021 veräußerte Dehne die Hälfte der Firmenanteile an einen kanadischen Investor, wodurch die Degag einen Jahresüberschuss von fast 82 Millionen Euro erzielte. Anschließend zog sich Dehne weitgehend aus dem operativen Geschäft zurück. Zuletzt verwaltete die Degag rund 5.000 Wohnungen und 1.000 Garagen.

Anleger konnten über nachrangige Genussrechte investieren, die Renditen zwischen sechs und neun Prozent versprachen. Doch diese Form der Geldanlage brachte hohe Risiken mit sich. So konnten Zins- und Rückzahlungen ausgesetzt werden, wenn die wirtschaftliche Situation des Unternehmens dies erforderte. Genau das geschah im Dezember 2024, als die Degag sämtliche Zahlungen stoppte.

Weitere Insolvenzen könnten folgen

Neben den bereits gestellten Anträgen stehen weitere Degag-Tochtergesellschaften vor dem wirtschaftlichen Aus:

  • Degag WI8 GmbH: 2.000 Anleger, Investitionen von 72 Millionen Euro
  • Degag Kapital GmbH: 1.400 Anleger, Investitionen von 46 Millionen Euro

Sollten auch diese Unternehmen Insolvenz anmelden, könnte das Gesamtvolumen der betroffenen Investments deutlich steigen.

Ermittlungen zur finanziellen Schieflage

Die Degag plant, zwei Insolvenzverwalter vorzuschlagen, doch die endgültige Entscheidung trifft das Amtsgericht Hamburg. Nach der Bestellung sollen diese die finanzielle Lage bewerten und ein Gutachten erstellen.

Eine zentrale Frage wird sein, wann genau sich die wirtschaftlichen Schwierigkeiten abzeichneten. Noch im August 2023 sprach Vorstand Klein von einer „krisenresistenten Finanzierung“, während Verbraucherschützer schon lange warnten.

Die Stiftung Warentest setzte die Degag im August 2024 auf ihre Warnliste für unseriöse Firmen und kritisierte Verstöße gegen Veröffentlichungspflichten sowie eine undurchsichtige Eigentümerstruktur.

Der Jahresabschluss für 2023 wurde nie veröffentlicht – mit der Begründung, es habe Verzögerungen im Immobilienbereich gegeben. Erst die Insolvenzverwalter werden nun offenlegen, wie es tatsächlich um das Unternehmen stand. Für tausende Anleger könnte es eine bittere Erkenntnis werden.

nicht verpassen