Jede zweite erwerbstätige Frau ist existenziell unsicher

jede-zweite-erwerbstätige-frau-ist-existenziell-unsicher
6 hours ago

In Deutschland ist eine alarmierende Zahl von Frauen finanziell nicht ausreichend abgesichert. Laut einer aktuellen Studie des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) kann rund die Hälfte der erwerbstätigen Frauen langfristig nicht von ihrem eigenen Einkommen leben. Dies betrifft insbesondere Frauen in Teilzeit und mit niedrigen Löhnen.

Ungleiche Erwerbsverhältnisse

Die Studie zeigt, dass 53 Prozent der erwerbstätigen Frauen nicht genügend Einkommen erzielen, um sich über den Lebensverlauf hinweg selbst zu versorgen. In Zeiten der Arbeitslosigkeit, im Krankheitsfall oder im Ruhestand sind sie finanziell nicht abgesichert. Besonders auffällig ist, dass 70 Prozent der erwerbstätigen Frauen mit ihrem Gehalt nicht in der Lage sind, sich und ein Kind langfristig zu versorgen.

Ein Hauptgrund für diese Diskrepanz liegt in der ungleichen Rollenverteilung innerhalb von Partnerschaften. Frauen unterbrechen ihre Erwerbstätigkeit häufiger und länger als Männer, insbesondere aufgrund von Kinderbetreuung und Pflegeaufgaben. Darüber hinaus arbeiten viele Frauen in Teilzeit und verdienen im Durchschnitt etwa ein Fünftel weniger als ihre männlichen Kollegen. Dies führt zu einer deutlichen Benachteiligung im Hinblick auf die finanzielle Unabhängigkeit und Altersvorsorge.

Teilzeitfalle und Lohnungleichheit

Laut der DGB-Analyse sind Frauen in Deutschland überproportional häufig in Teilzeitjobs tätig. Viele haben keine existenzsichernde Vollzeitstelle. Das führt zu Einkommenslücken und einer geringeren Rentenversorgung im Alter. Dies betrifft insbesondere Frauen, die nach der Geburt von Kindern in Teilzeit arbeiten oder nach Pflege von Angehörigen in den Beruf zurückkehren. Der geringere Stundenlohn trägt ebenfalls zur finanziellen Benachteiligung bei.

Die ungleiche Verteilung von Familienarbeit

Die ungleiche Aufteilung der Familienarbeit verstärkt die Problematik. In vielen Haushalten ist es immer noch der Mann, der das Haupteinkommen verdient, während die Frau für die Kinderbetreuung und den Haushalt zuständig ist. Laut dem Väterreport der Bundesregierung arbeiten in 44 Prozent der Familien mit minderjährigen Kindern nur Männer in Vollzeit, während Frauen in Teilzeit oder gar nicht arbeiten. Diese ungleiche Verteilung führt dazu, dass Frauen in ihrer beruflichen Entwicklung stark eingeschränkt sind.

Forderungen zur Verbesserung der Situation

DGB-Vizechefin Elke Hannack bezeichnete die Zahlen als „erschreckend“ und fordert eine gerechtere Verteilung der Aufgaben im Haushalt und bei der Pflege von Angehörigen. Sie betont, dass dringend mehr in öffentliche Kitaangebote investiert werden müsse, um die Erwerbsfähigkeit von Frauen zu stärken. Zudem müsse die Verantwortung der Väter für die Sorgearbeit ausgebaut werden, etwa durch den Ausbau der Partnermonate beim Elterngeld und eine bezahlte Freistellung des zweiten Elternteils rund um die Geburt eines Kindes.

Die Studie des DGB verdeutlicht, dass es noch viel zu tun gibt, um die Gleichstellung von Frauen im Berufsleben zu fördern und ihre finanzielle Absicherung zu verbessern.

nicht verpassen