Kirstin ScheunerDer deutsche Mittelstand, das Rückgrat der Wirtschaft, steht vor einer massiven Herausforderung. Laut einer Analyse der KfW-Bankengruppe droht rund 231.000 Unternehmen in Deutschland noch in diesem Jahr die Schließung. Der Grund: Viele Betriebsinhaber finden keine geeigneten Nachfolger.
Alter der Inhaber als Hauptursache
Das Durchschnittsalter der mittelständischen Unternehmer in Deutschland liegt bei 54 Jahren. Mehr als ein Drittel ist bereits 60 Jahre oder älter. „Die demografische Entwicklung bei Unternehmern schreitet noch schneller voran als in der Gesamtbevölkerung Deutschlands“, betont KfW-Mittelstandsexperte Michael Schwartz. Viele Unternehmer planen den Ruhestand, haben aber noch keine Nachfolgeregelung getroffen.
Geringes Interesse an Nachfolgen
Die Bereitschaft, ein bestehendes Unternehmen zu übernehmen, bleibt gering. „Eine rasch wachsende Zahl an Unternehmerinnen und Unternehmern, die sich aus dem Erwerbsleben zurückziehen möchten, trifft auf anhaltend geringes Interesse an Existenzgründungen“, heißt es in der KfW-Analyse. Während viele Inhaber noch nicht mit der Nachfolgesuche begonnen haben, dürfte für manche die Zeit knapp werden.
Mittelfristige Aussichten
Neben den 231.000 Betrieben, die unmittelbar vor einer Schließung stehen, denken weitere 310.000 Unternehmen innerhalb der nächsten fünf Jahre über eine Schließung nach. Zusammen betrifft dies fast 15 Prozent aller kleinen und mittelständischen Unternehmen in Deutschland. Insgesamt gibt es laut KfW-Bankengruppe etwa 3,84 Millionen dieser Betriebe.
Bedrohung für den Mittelstand
Die Zahlen zeigen: Es drohen nicht nur massive Lücken in den Führungsetagen, sondern auch wirtschaftliche Konsequenzen für Regionen und Branchen, die stark vom Mittelstand geprägt sind. Der Fachkräftemangel hat somit auch die Unternehmensebene erreicht.
KfW-Experte Schwartz warnt: „Die Zeit für eine geordnete Nachfolge wird knapp. Es drohen zahlreiche Betriebsschließungen.“ Nun sind gezielte Maßnahmen und Anreize nötig, um sowohl bestehende Betriebe zu sichern als auch mehr Menschen für Unternehmensnachfolgen zu gewinnen.
